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13.April 2000

¡Hola amigas y amigos!

Nach einem schweren Abschied von Chile sind wir mitte April wieder in San Jose (Costa Rica) gelandet. Natuerlich hat gerade ein Tag danach, frueher als sonst (denn nichts ist mehr normal mit dem Klima ... man schiebt die Schuld auf 'la niña'), die Regenzeit begonnen und wir hatten ein echtes Deja-vue; es kam uns vor, als haetten wir San Jose nie verlassen. Jeweils zwischen 14 um 16 Uhr begann der Regen wie letzten November ... Da wir uns etwas einsam fuehlten in der grossen Stadt, machten wir uns auf zum Besuch der Sprachschule und unserer Gastfamilien in Coronado, wo wir sehr herzlich empfangen wurden. Mittlerweile reicht unser Spanisch doch aus, um eine Konversation zu fuehren ... auch wenn Zeiten und Artikel sicher nicht immer ganz korrekt sind ;-)

Es war Ostern (Semana Santa), als wir uns Richtung Arenal (dem wohl bekanntesten aktiven Vulkan) aufmachten, um dort auszuharren bis sich die (zu dieser Zeit) vorprophezeiten 'Massen' von costaricanischen Touristen wieder nach San Jose zurueckgezogen hatten. Habt ihr etwa gedacht, die seien alle an Prozessionen und in der Kirche ... nee, auch wenn jeder 'Tico' (so nennen sich die Costaricaner) ein Jesusbild im Portmonaie traegt und eine Marienstatue im Wohnzimmer stehen hat, hat der Grossteil doch lieber Spass am Strand. Trotzdem sassen wir dann in einem viel zu teuren, noch im letzten Moment vorreservierten, halbleeren Hotel (das erste und letzte Mal, dass wir eine Reservation machten) und genossen im Swimmingpool das oft regnerische und drueckend heisse Wetter. Fast waehrend den ganzen Ostern war der Krater des Arenals in Wolken gehuellt. Obwohl wir ziemlich faul waren (Schuld war natuerlich die Hitze), rafften wir uns an einem Tag auf und begaben uns zum Vulkan. Auf dem Waldweg der zum Lavafeld fuehrte, liess uns ein Geraeusch, das sich anhoerte wie Pferdegetrampel, ploetzlich aufhorchen. Wir blieben stehen, doch es ritten uns keine Pferde entgegen, noch hoerte das Gepolter auf und da realisierten wir ploetzlich, dass dies wohl keine Pferde waren, sondern die Lavabrocken die der Vulkan ausspuckt ... wir konnten uns gerade noch unter einen alten Baum retten, bevor rund um uns gluehende Lavabrocken im Boden einschlugen ... o.k. jetzt im Ernst ... Als wir dann das Lavafeld bis zur Abgrenzung hinaufgeklettert waren, war der Krater des Arenal zwar immer noch in den Wolken, doch das Schauspiel der hinunterrollenden Lavabrocken war dennoch beeindruckend. An einem Abend wurden wir sogar mit einem etwas groesserem Ausburch (ungefaehrlich) belohnt. Die rotgluehenden Brocken die sich Richtung Tal bewegten, erinnerten uns an ein Feuerwerk oder an eine Fackelabfahrt.

Danach gings weiter nach Montevrde/St. Helena, wo noch urspruenglicher Bergnebelwald zu besichtigen ist. Diese beiden Naturreservate sind seit langem in privater Hand und konnten deshalb vor der Abholzung bewahrt werden. Das Klima in den Bergen die hier gleichzeitig die Wasserscheide bilden, ist feucht und kuehl. Genau hier erhaelt man sensationelle Einblicke in die urspruengliche Vegetation eines Nebelregenwaldes (Cloudforest), der Art Regenwald mit der groessten Vegetationsdichte und Artenvielfalt. Ueber ein System von mehreren Haengebruecken ist es moeglich, durch das Kronendach des Regenwaldes zu spazieren. Hier gibt es auch den legendaeren 'Quetzal' zu sehen (so ein glaenzend gruener, spechtartiger Vogel mit langem Federschwanz sowie einer struppigen, gruenen Kopffederung). Steht bei Ornitologen aber glaub ich ganz hoch auf der Liste und wird manchmal als der schoenste Voegel in Central Amerika bezeichnet. Die Schwanzfedern und Farben dieses Tieres sind auch wirklich schoen, doch ansonsten finden wir seine Erscheinung nicht sehr speziell, wir finden er sieht eher etwas ulkig aus ...

Aufgrund der hohen Dichte dieses Waldes ist die Tierbeobachtung hier eine undankbare Angelegenheit, deshalb dachten wir, es sei eine gute Idee uns EINER der gefuehrten Touren des Nationalparkes anzuschliessen. Ein RIESEN-Fehler! Unsere Gruppe bestand aus ungefaehr 11 Leuten (auch Kinder waren darunter ... wie graesslich![Kommentar von Chrigi]), gleichzeitig machten auch noch 4 weitere Gruppen die genau gleiche Runde und bis wir die unscharfe Diashow endlich hinter uns hatten, war es auch schon so spaet, dass neben unseren Gruppen schon etliche andere Touristenhorden unterwegs waren. So war garantiert, dass auch die letzten Tiere reisausgenommen hatten. Eigentlich gaebe es ueber einen Bergnebelwald auch ohne Tiere viel Interessantes zu erfahren, doch leider konzentrierte sich unser Guide nur auf die hoffnungslose Vogelsuche, so dass wir uns (fast) zu Tode langweilten.

Gluecklicherweise besuchten wir einen Tag spaeter den Skywalk. Dies ist, wie ich schon beschrieben habe, dieses System von Haengebrucken durch das Kronendach. Dort traffen wir auf die ausgewanderte Amifrau 'Deborah' (die wohl verueckteste und bekannteste Naturalist-Guidein in Costa Rica ... auch bekannt unter dem Codnamen Ice Woman ;-) Diese Frau kennt den Wald in Monteverde wie ihre eingene Hosentasche und es war unglaublich spannend und interessant, was sie alles ueber die Pflanzen- und Tierwelt zu berichten wusste. Drei Stunden lang hoerten wir ihr staunend zu und versuchten so viel wie moeglich von dem Gesagten aufzunehmen und zu speichern (damit wir euch am geplanten Diaabend mit viel Infos auch so richtig plagen koennen). Da wir so begeistert von ihrem Wissen waren, begleiteten wir sie auf eine ihrer spontan zusammengebastelten Corcovado-Touren (Nat. Park auf der Halbinsel Osa im Suedwesten).

Der Regenwald im Corcovado NP gehoert zum 'Tempered Rainforest' der in den Tropen unter neunhundert Meter bis auf Meereshoehe waechst und im Gegensatz zum Cloudforest viel weniger Luftfeuchtigkeit hat und weniger dicht ist (Das heisst nicht, dass man nicht schwitzt, eher das Gegenteil ist der Fall, wegen der hoeheren Lufttemperatur). Experten unterscheiden mehr als vierzig verschiedene Regenwaldarten ... uns reichen eigentlich drei. Die Tour war sehr unterhaltsam, wenn auch etwas chaotisch, vor allem Deboras Erzaehlungen nach einer Flasche Whisky (Halt, ... die hat sie ganz allein getrunken). So wissen wir jetzt, dass John Belushi ein enger Freund von ihr war, sie massgeblich am Fall des Medelinkartells beteiligt war und deshalb auf Costa Rica fluechtete, Ray Charles sie persoenlich, ueber ein Jahr, dazu zu ueberreden versuchte seine Europa-Tournee zu organisieren usw.

Auf jeden Fall ist Corcovado sicher einer der wirklich sehenswerten Orte und deshalb blieben wir nach Ende der Tour noch dort unten und fuhren mit dem Boot zur Rangerstation San Pedrillo, die direkt am Meer liegt, wo wir in der Abgeschiedenheit eine Woche im Tropenparadies verbrachten.

Nach einigen Tagen 'haengen' in Liberia (sollte nicht das letzte Mal sein, dass wir dort waren)(mmh, dort hat es eine super feine Pizzeria mit einem Kellner aus Nicaragua der super tanzen kann und uns immer mit in sein Heimatland nehmen will), rafften wir uns zu einem Besuch noch eines Nationalparkes auf. 'Rincon de la Vieja' ein weiterer, eher abgelegener, aktiver Vulkan in der Naehe der nicaraguanischen Grenze. Ja, so ein Vulkaenchen im Monat muss schon sein. So verbrachten wir nette Tage in einer Hacienda am Parkeingang und bestiegen den Vulkan. Wir balancierten die letzten 500 m ueber einen langen, schmalen Grat (und das obwohl ich nicht schwindelfrei bin, ich war ganz schoen stolz auf mich) bis hin zum Kraterrand, wo uns natuerlich schwefelgeschwaengerte Wolken die Sicht auf den brodelnden Kratersee verwehrten. Der Park bietet auch traumhafte Wasserfaelle und brodelnde Schlammloecher im tropischen Trockenwald am Fusse des Vulkans. Unser Reiserhythmus hat sich so eingestellt, dass wir meistens mehrere Tage an einem Ort bleiben, auch wenn wir nur eine 'Aktion' in dieser Zeit unternehmen. So hatten viele Tagestouristen das Gefuehl, wir gehoeren zur Hacienda und da wir immer dort auf der Veranda sassen, kamen wir mit den Guides und Angestellten ins Gespraech.

Weitere Attraktionen in CR sind immer auch die Naturstraende und so machten wir uns entlang der Pazifikkueste auf die Suche nach dem perfekten Strand. Drei bis vier Wochen spaeter erkoren wir Playa Samara (Halbinsel Nicoya) zum Favoriten am Pazifik, nicht nur wegen der natuerlichen Schoenheit, sondern auch wegen der Strandcabanas mit allem drum und dran.

Dort konnten wir auch wieder einmal so richtig unsere sozialen Kontakte pflegen. Fast gleichzeitig mit uns kamen auch zwei deutsche Paare in Samara an, mit denen wir uns sehr gut verstanden und wir genossen es uns wieder einmal auf Deutsch zu verstaendigen. Kurz bevor die Deutschen Samara verliessen, stiess dann ein Schwedisches Paar zu uns, das seine Reise ebenfalls in Chile begonnen hatte! Sie blieben eine Woche in Samara. Mit Lotta und Paer verstanden wir uns einfach praechtig. Wir lachten viel, machten uns ein wenig ueber die Amis lustig, spielten Karten, plauderten ueber Chile, wir kloenten z.B. ueber die dortigen WC-Papier-Probleme (in den Hospedajes in Chile sind sie unwahrscheinlich knauserig mit dem Papier), tauschten andere Reiseerfahrungen aus oder ich sprach mit Lotta ueber die Schule, denn auch sie ist Lehrerin.

Bevor uns Werner (Chrigis Freund) in Costa Rica besuchen kommt, mussten wir das 90 Tage Touristenvisa erneuern. Am Einfachsten geht das mit der Ausreise nach Nicaragua. Da Samara nah an der Grenze ist und wir eben diese unheimlich NETTEN Schweden getroffen hatten (Ich muss das schreiben da Paer und Lotta Deutsch lesen koennen und unseren Rundbrief ebenfalls erhalten ;-), reisten wir zusammen nach Nicaragua, wo sich dann in Managua nach einer super Zeit unsere Wege wieder trennten. Direkt nach der Grenze erstreckt sich der Lago Nicaragua, einer der 10 groessten Seen der Welt, in dem die Isla Ometepe liegt. Ometepe war sehr interessant, da total anders als Costa Rica. Diese Insel, die aus zwei Vulkanen besteht, kennt erst wenig Tourismus und ist noch ziemlich urspruenglich. Viele Menschen leben in Palmblaetterhuetten, die Schweine spazieren auf der Dreckstrasse und die haeufigsten Fortbewegungsmittel sind die eigenen Fuesse oder ein Pferd. Die Menschen in Nicaragua scheinen schon noch einiges aermer als in Costa Rica zu sein.

Nicaragua zaehlt zu den drei aermsten Laendern in Latinamerika und das sieht man auch deutlich, die Geschichte ist auch ganz Leid und natuerlich haben die Amis massgeblich die Finger, wie ueberall, im ueblen Spiel.

Isla Ometepe war arm, aber es schien nicht 'gefaehrlich' arm, natuerlich haben sie kein Geld uebrig und jeder versucht aus dem Tourist noch ein Geschaeft zu machen, doch scheinen sie genug zum 'gluecklich' leben zu haben.

Nach der Isla Ometepe fuhren wir nach Managua, ein Ort an den wir nie freiwillig zurueckkehren wuerde. Eine seltsamere Stadt habe wir noch nie gesehen. Grosse Strassen verbinden einzelne Kommerzzentren wie Sateliten miteinander in denen sich die 'westliche Welt' wiederspiegelt, dazwischen ist nichts Fassbares, irgendwelche Haeuser (keine wirklichen Slums wie man vielleicht meinen koennte), grosse verwahrloste Parks ... kein Gesicht und Charakter hat die Stadt, obwohl sie schoen an einem See liegt ... 5 Milionen Menschen leben dort ... das Land ist im Aufbau und man sieht da und dort die Anstrengungen an der 'Welt' teilnehmen zu wollen. Im Stadzentrum, das nicht existiert (aber dort wo es normalerweise eines haben sollte), wohnen noch Leute in Hausern mit Erdboden und kochen auf dem offenen Feuer und Huehner rennen auf der Strasse herum. Daneben 'normale Hauser' und dreihundert Meter weiter ragt das Hotel Intercontinental empor direkt neben einem nagelneuen Einkaufszentrum mit teuren Laeden und Fastfoodketten in dem die Reichen (obere Mittelschicht) sich am Sonntag mit ihren neuen, sauber geputzten, Gelaendewagen zum flanieren trifft (Trotzdem hat der eine oder andere Besucher in Marken-Klamotten dort noch Angst die Rolltreppe zu benuetzen ...)

Wir empfanden in diesem Land resp. Managua, eine latente Unsicherheit und es roch irgendwie nach Problemen (wir haben uns natuerlich auch mit dummen Witzen gegenseitig aufgeschaukelt), keine Polizei weit und breit und kein Leben in der Stadt ... alles war ruhig ... vielleicht zu ruhig ... so sind wir mit dem Taxi von Satelit zu Satelit gefahren und haben die Zeit im Kino und Fastfood verbracht ...

Also dann ... alles 'muy tranquilo' ... Pura Vida ... Billy und Chrigi